Start unserer Tour
und das Leben der Bergleute
Glück Auf! oder Noroc bun! - wie Bergleute hier sagen. Herzlich willkommen am Ausgangspunkt der Audio Tour. Hier leiten wir euch in das Leben der Bergleute und deren Geschichte ein.
Herzlich willkommen bei unserer Audio-Tour durch Rosia Montana, einem Ort der UNESCO Weltkulturerbe ist. Die Tour besteht aus mehreren Info Punkten. Diese helfen euch, die Geschichte von Rosia Montana über einen Spaziergang zu entdecken. Jeder Infopunkt beinhaltet einen QR-Code. Wenn ihr diesen per Handy einscannt, öffnet sich eine Webplattform. Über diese erzählen wir euch dann die Geschichte des Punktes, an dem ihr euch gerade befindet. Ihr werdet überraschende Tatsachen, aber auch Geheimnisse kennenlernen. Wir möchten euch unsere Leidenschaft zu Rosia Montana vermitteln. Wir hoffen, euch zu faszinieren und zu ermuntern, so viel wie möglich zu erkunden.
Vielleicht habt ihr schon von Roșia Montană gehört - wenn ja, dann wahrscheinlich wegen dem Gold. Gold ist schon seit sehr, sehr langer Zeit ein heiß begehrtes Metall. Vor 2000 Jahren oder in der Antike war es einfacher zu finden. Im Laufe der Zeit aber wurde es immer schwieriger. Gold ist ein weiches Metall und wenn man Goldadern mit bloßem Auge an der Oberfläche sehen kann, dann ist es einfach es abzubauen Auch wenn Goldadern damals in der Antike an gewissen Stellen mit Pflanzen und Büschen bedeckt waren, war es einfach, einer Ader zu folgen.
Gold wurde auch in den Bächen rund um Rosia Montana gefunden. Man folgt einfach einer Goldader ins Wasser oder eben in die Flüsse oder Bäche.
Gold ist aber nicht das einzige Metall, das hier vorkommt. Hier gibt es auch Pyrit, eine Verbindung aus Eisen. Wenn das Pyrit ins Wasser gelangt, dann löst es sich auf und das Wasser wird richtig rostrot. Der Name des Rosia-Tals und von Roșia Montană leitet sich von der roten Farbe des Wassers und dem Pyrit ab. Auf rumänisch heißt Rosia ‘rot’ und Montana 'berg'.
Die Bewohner dieses Gebiets waren erfahrene Bergleute, einige der besten Goldgräber. Sie kannten alle Tricks. Allein an der Farbe des Gesteins erkannten sie, ob da möglicherweise Gold drinnen ist. Wenn das Gestein weiss, also hell in der Farbe war, dann war das schon mal ein gutes Zeichen. Je dunkler oder schwärzer das Gestein, je geringer die Chancen auf Gold. Nachdem so Gebiete grob identifiziert wurden, verwendeten die Bergleute den Mörtel ("mojerul") und den Schlägel, um auch unterirdisch nach Goldadern zu suchen.
Die Anfänge der oberflächlichen oder alluvialen Gold Ausbeutung können wir bis in die Bronzezeit zurückverfolgen. Der griechische Historiker Herodot beschreibt die Agatyrshi, ein Volk, das im 5. Jahrhundert v. Chr. hier ansässig war ‘als Träger von Goldschmuck.’ Die Daker, ein Volk, das sich nach den Agatarshi hier niederließ, waren auch geschickte Goldsucher. Der römische Kaiser Trajan eroberte Dakien im Jahr 101 nach Christus und die Römer revolutionierten den Goldabbau. Bekannt als hoch geschickte Ingenieure, legten sie unterirdische Schächte, Tunnels oder sogenannte Stollen an, die über die Zeit hin tiefer, größer und zu komplexen Netzwerken wurden. Sie bauten sogar große Wasserpumpen, die das Grundwasser aus den Stollen pumpten. Das unterirdische Netzwerk des antiken Alburnus Maior, dem lateinischen Namen Roșia Montană’s, ist heute noch gut erhalten. An der Oberfläche wird es durch eine Landschaft ergänzt, die teils ebenso noch aus der antiken Zeit stammt. Sie besteht aus Nekropolen oder Begräbnisstätten, heiligen Räumen, Kultgebäude, so wie öffentliche Gebäude oder Wohngebiete.
Eine besonders wichtige Zeugenaussage der antiken Bergbautätigkeit stellen Wachstafeln dar. Um diese Zeit hatten die Römer noch kein Papier zur Hand. Stattdessen verwendeten sie Wachstafeln, in denen sie ihre Nachrichten mit einem scharfen Keil kritzelten. Zwischen 1786 und 1855 wurden in den unterirdischen Stollen hier in Roșia Montană mehrere Wachstafeln entdeckt. Sie überliefern detaillierte Informationen über das tägliche Leben und die Arbeit der Bergleute zur Römerzeit. Die Tafeln stammen aus dem Zeitraum zwischen 131-167 n. Chr. und sind Kaufverträge, Mietverträge, Zinsdarlehen und so weiter. Eine Tafel erzählt vom Funktionieren der Bergbau Vereinigungen, der sogenannten ‘Collegia.’
Während des Habsburger Reichs im 18. Jahrhundert erlebte Roșia Montană eine industrielle Revolution. Man kann sagen, dass das Jahr 1733, den Beginn des Baus der künstlichen Seen zeichnete. Einige dieser künstlichen Seen oder Wasser reservoirs existieren heute noch. Aber mehr dazu später.
Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 übergab Österreich-Ungarn jegliche Kontrolle und damit auch die des Bergbaus an den rumänischen Staat. Das führte erstmal zu einer wirtschaftlichen und sozialen Krise. Um dem abzuhelfen, griff der Staat stark ein. Sein Ziel war es, die Bergbauindustrie zu neuem Leben zu erwecken. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Jahr 1948 alle Bergwerke verstaatlicht. In Rosia Montana führte dies zur Gründung eines staatlichen Bergbauunternehmens. Es kam zum Verlust wichtiger Infrastruktur wie Stampfmühlen und Wasserkanälen, die zuvor in privatem Besitz gewesen waren. Sie wurden in den meisten Fällen zerstört. Von nun an lag der Fokus am Tagebau. Ab 1970 wurde der Cetate-Berg gesprengt und so abgebaut. Während des Ceaușescu-Regimes wurde der Bergbau ohne Rücksicht auf wirtschaftliche Effizienz oder Umwelt- und Kulturpflege betrieben.
Im Dorf seht ihr heute noch viele Gebäude mit einer reichen Architektur. Diese Häuser sind ein Überbleibsel aus der reichen oder wohlhabenden Vergangenheit unserer Gemeinde. Viele haben bessere Tage gesehen. Einige stehen wieder stolz, während andere noch inmitten von Restaurierungsarbeiten stecken. Ihr fragt euch sicherlich wie viele andere auch: warum diese Diskrepanz? Nun, das Gold sorgt auch heute noch für Aufregung.
1995 erschien ein ausländischer Investor, der das Dorf und die Umgebung in eine Goldmine verwandeln wollte. Europa’s größte sogar. Er wollte mit Blausäure das Gold an der Oberfläche groß rangig abbauen. Dieses Vorhaben spaltete die Einheimischen : die dafür und die dagegen. Der Widerstand wurde größer und größer und es fanden Proteste und Demos statt, die Roșia Montană ins internationale Rampenlicht rückten. Ungefähr 80% der Gebäude und Grundstücke gehören heute noch dem Investor. Ihr Schicksal ist unsicher. Viele verfallen, obwohl die Mehrheit geschützte Denkmäler sind. Ein wichtiger Moment in der jüngeren Geschichte unserer Gemeinde ist der 27. Juli 2021, als Roșia Montană in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde.
Das war eine kleine, geschichtliche Einleitung zum Ort und dem Leben der Bergleute hier.
Diese Audio Tour wurde vom Verein ‘Rosia Montana UNESCO Weltkulturerbe’ ins Leben gerufen. Rumäniens Kulturfondverwaltung hat es mitfinanziert. Alle Informationen und Quellen die wir hier benutzen kommen entweder von Einheimischen oder sind aus schriftlichen Quellen. Sie können diese über unsere Website abrufen. Am besten funktioniert die Tour, wenn Ihr Spaziergang dem Ablauf auf der Karte folgt. So gehen Sie uns erstmal nicht verloren, aber so entdecken Sie auch alle Ziele, die wir für Sie vorbereitet haben. Wir freuen uns, sie Schritt für Schritt begleiten zu dürfen. Und natürlich hoffen wir, dass Sie die Geschichte des Ortes genauso faszinieren wird wie uns.
Zentraler Platz in den 80er Jahren
Foto: Silviu BocaniciuMarkttag auf dem Zentralplatz 1910
Foto Csiky Lajos.Arturo Strohschneider, der berühmte österreichische Akrobat, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die großen Städte Europas reiste, wurde bei seinem berühmten Hochseilakt direkt auf dem zentralen Platz von Roșia Montană erwischt.
Foto: Silviu Bocaniciu seniorFassadenhaus, ein imposantes Gebäude mitten auf dem Zentralplatz zu Beginn des 20. Jahrhunderts