Willkommen am Büro des Vereins Alburnus Maior. Hier werdet ihr mehr über die kommunistische Zeit, die postrevolutionären Veränderungen, aber vor allem über die Ereignisse, die Rosia Montana in jüngster Zeit ins Rampenlicht gerückt haben, lernen...
Herzlich willkommen bei unserer Audio-Tour durch Rosia Montana, einem Ort der UNESCO Weltkulturerbe ist. Die Tour besteht aus mehreren Info Punkten. Diese helfen euch, die Geschichte von Rosia Montana über einen Spaziergang zu entdecken. Jeder Infopunkt beinhaltet einen QR-Code. Wenn ihr diesen per Handy einscannt, öffnet sich eine Webplattform. Über diese erzählen wir euch dann die Geschichte des Punktes, an dem ihr euch gerade befindet. Ihr werdet überraschende Tatsachen, aber auch Geheimnisse kennenlernen. Wir möchten euch unsere Leidenschaft zu Rosia Montana vermitteln. Wir hoffen, euch zu faszinieren und zu ermuntern, so viel wie möglich zu erkunden.
Ihr fragt euch sicherlich, warum ihr am Büro eines Vereins anhalten sollt? Es ist eine berechtigte Frage. Aber dieser Verein wagte etwas, was nicht viele wagen würde. Und er gewann. Und dieser Sieg symbolisiert, warum Rosia Montana heute noch steht. Es ist eine Geschichte von David gegen Goliath, und diese Geschichte steht wiederum für das Erwachen der Zivilgesellschaft Rumäniens als Ganzes.
Gold wurde bis 1970 unter Tage abgebaut. Danach begann man mit dem Tagebau, also über die Oberfläche und das, bis 2006.
Was die postrevolutionäre Periode betrifft, ging die staatliche Bergbauindustrie durch eine schwere Krise. Es war eine Zeit, die in unserem Fall einem externen Akteur Platz machte. Er versprach, den Bergbau hier zu revitalisieren. Sein Tagebau-Projekt stieß auf gemischte Gefühle im ganzen Land. Auf der einen Seite Begeisterung und auf der anderen Seite Widerstand.
Ab 1990 wurde die staatliche Unterstützung für den Goldabbau nach und nach eingestellt. Dies führte zu einem Rückgang der Produktion. 1995 pachtete das kanadische Unternehmen "Roșia Montană Gold Corporation" den Perimeter in und rundum Rosia Montana. Sie führten umfangreiche Bohrungen durch. Sie fanden viel Gold und Silber und wollten Europas größten Tagebau hier entwickeln. Zur Goldgewinnung wollten sie große Mengen von hochgiftiger Blausäure einsetzen. So trennt man billig Gold vom Erz. Um ihr Vorhaben zu verwirklichen, wollten sie die Bevölkerung hier umsiedeln: zwangsumsiedeln, wenn muss. Und weil viele der Denkmäler dem Tagebau-Projekt im Weg standen, wollten die Kanadier die meisten davon in die Luft sprengen. Trotz der versprochenen Arbeitsplätze wuchs die Skepsis. Viele fragten sich, ob das soziale, kulturelle Erbe von Roșia Montană es wert sei, für den wirtschaftlichen Gewinn geopfert zu werden. Der Widerstand erwachte hier unter den Einheimische und wurde größer und größer. Nichtregierungsorganisationen wie zum Beispiel Greenpeace, aber auch Universitäten, Institutionen äußerten sich gegen das kanadische Vorhaben und unterstrichen die Umweltzerstörung und den Verlust des kulturellen Erbes. Die Debatte verdeutlichte den Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem Imperativ, das kulturelle und Umwelt-Erbe zu schützen.
Angesichts der unsicheren Zukunft und der immer stärker werdenden Aggressivitäten des kanadischen Unternehmen gegenüber den Einwohnern vereinten sich 350 hier ansässige Familien und gründeten im Jahr 2000 den Verein Alburnus Maior. Der Name "Alburnus Maior" ist der römische Name von Rosia Montana. Hauptzweck des Vereins war es, die Umwelt sowie auch das soziale, kulturelle Erbe von Rosia Montana zu schützen und gegen den kanadischen Tagebau zu kämpfen. Das Büro des Vereins war hier, im Gebäude mit der Nummer 356 an der Kreuzung auf der rechten Seite.
Im Laufe der Jahre hat der Verein viele Proteste, Ausstellungen und Demos organisiert. Außerdem hat der Verein den Rechtsstaats gestärkt. Er ging gegen den Staat gerichtlich vor und annullierte so etliche Genehmigungen zu Gunsten des Tagebaus. In 2013 gingen in ganz Rumänien und in der Diaspora hunderttausende von Bürger und Bürgerinnen auf die Straße, um den Kampf von Alburnus Maior zu unterstützen. Es war die Geburt der Zivilbewegung Rumäniens und die Proteste sind als ‘Rumäniens Herbst’ in die Geschichte eingegangen. Als in 2015 der kanadische Investor gegen Rumänien vor einem internationalen Schiedsgericht klagte, reichte Alburnus Maior mehrere Stellungnahmen ein. Im März 2024 gewann Rumänien gegen den kanadischen Investor. Es ist eine Geschichte von wer wagt, gewinnt oder von wer gewinnen will, muss kämpfen wollen.
Soviel zum Verein Alburnus Maior.
Diese Audio Tour wurde vom Verein ‘Rosia Montana UNESCO Weltkulturerbe’ ins Leben gerufen. Rumäniens Kulturfondverwaltung hat es mitfinanziert. Alle Informationen und Quellen die wir hier benutzen kommen entweder von Einheimischen oder sind aus schriftlichen Quellen. Sie können diese über unsere Website abrufen. Am besten funktioniert die Tour, wenn Ihr Spaziergang dem Ablauf auf der Karte folgt. So gehen Sie uns erstmal nicht verloren, aber so entdecken Sie auch alle Ziele, die wir für Sie vorbereitet haben. Wir freuen uns, sie Schritt für Schritt begleiten zu dürfen. Und natürlich hoffen wir, dass Sie die Geschichte des Ortes genauso faszinieren wird wie uns.
Ein Laden am Marktplatz. Links um 1936 und Rechts heute
Förderbänder transportieren das Erz während der kommunistischen Zeit
Sursa foto V. RusDer Marktplatz in den 80er Jahren
Arhiva familiei BocaniciuEin umgekippter Hundt im Stolln
Foto Ivan Rous